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So, what? oder: Der wahre Rock’n’Roll

Es gibt ein Gefühl, das überkommt einen nur auf Festivals. Es ist der wahre Rock’n’Roll und die große Befreiung von den beißenden Bürden des bürgerlichen Daseins.

 

Ich nenne es: Das „Na, und?“-Gefühl.

„Na, und?“, stachelt man sich zwischen Grill, Zelt und VW-Bus gegenseitig auf, die Hände flach nach vorn gestreckt und ein Lachen in den Augen. „Fahren wir halt erst am Montag nach Hause. Melden wir uns krank. Was soll’s? Komm, hier ist der Flaschenöffner, mach auf den guten Stoff!“ Oder: „Na, und? Ich bleibe hier sitzen, während der Headliner den großen Zampano mimt. Was soll’s? Dafür habe ich Motosushi heute Mittag im Clubzelt gesehen. Kannte ich nicht. Waren geil. Komm, hier ist die CD, wirf an den guten Stoff!“  

 

Die Bochumer Band verkörpert auf erfrischende Weise, was vielen Musikerkollegen längst verloren gegangen ist, die in gewissenhafter Beamtenmentalität regelmäßig „amtlich abliefern“, als sei Rock’n’Roll eine Fließbandarbeit. „Na, und?“, fragen sie, „dann haben wir zwischen unserer Gründung im Sommer 1997 und unserer ersten offiziellen EP halt sechs Jahre gebraucht. Was soll’s? Dafür waren wir in Russland auf Tournee und konnten in Spanien aufnehmen. Man muss doch auch was sehen von der Welt.“ Oder: „Na, und? Dann haben wir uns halt, kaum dass das Ding draußen war, erst mal selbst auf Eis gelegt. Was soll’s? Man muss doch auch Bock haben.“

 

Als das Quartett, bestehend aus drei Männern und einer Sängerin, wieder Bock hatte, setze es sich 2008 mal eben so unter 1.200 Konkurrenten der Coca Cola Soundwave durch, spielte bei Rock am Ring, dachte aber gar nicht daran, sich fortan hetzen zu lassen und die einmal genommene Welle krampfhaft schnell zu nutzen. „Na, und?“, sagten sie, „lassen wir uns halt noch mal vier Jahre Zeit bis zum ersten vollständigen Album. Was soll’s? Es soll doch auch gut werden, oder?“    

 

Das wurde es. Motosushi („Ja, es heißt einfach wie wir. Na, und?“) sprüht vor Abwechslung, lässt den Geist der späten 90er und frühen 00er-Jahre tanzen und riecht nach dem herrlich kernigen Aroma, das Sonne, Bässe und dreckige Schuhe aus dem Boden wühlen, wenn Menschen am Nachmittag eine Band für sich entdecken, von der sie danach begeistert den Zelthockern berichten. In „Next Time“ klingt die variantenreiche und kraftvolle Sängerin ein wenig wie Brian Molko von Placebo, „A Miserable Option“ pumpt und perlt sinister wie grundreformierter New Metal und „Best Friends Forever“ atmet direkt danach so gelassen auf, dass die großen Bäume am Rand des Geländes applaudierend glücklich mit dem Laub rascheln. Die Bassseiten der „Bad Karma Princess“ rütteln noch in 800 Meter Entfernung an den Zeltheringen. „For Myself“ begleitet die Heimfahrt bei offenem Landstraßenfenster mit einem seltsamen, entlastenden 80er-Jahre-Hauch in der Klarheit der Melodie, der Himmel blau wie ein Kindheitstraum.    

 

„Ja, wir nennen uns Donata, Kushko da Volta, The Stirkat und J. Boheme. Na, und? Wir sind nicht so eitel, dass jeder unsere Namen kennen muss. Wir nehmen uns auch nicht so ernst, dass wir glauben, dass Rockrad neu zu erfinden. Es muss nur rollen.“

Das tut es. Motosushi machen, was sie wollen. Sie wecken das Leben in einem, die freie Version davon. Die, bei der man die Pulle ins Gras wirft und sagt: „Weißt du, was? Scheiß auf Montag. Wir fahren erst Dienstag. Jawoll!!!“

 

Der siebte Song auf Motosushi heißt übrigens „So, what?“ 

Herrlich, oder?

    

(Oliver Uschmann)




             
    
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